Kann Künstliche Intelligenz kreativ sein? Dieser Frage wollte das Haus der Wissenschaft in Braunschweig in einem Wettstreit der besonderen Art nachgehen, mit tatkräftiger Hilfe der KI Experten von TUNNEL23. Bei BOT or NOT traten im Wissenschaftsjahr 2019 unter dem Thema Künstliche Intelligenz Poetry Slammerinnen und Poetry Slammer gegen eine KI an.
Präsentiert wurden bei diesem Event der Extraklasse im Haus der Wissenschaft in Braunschweig nicht nur die selbst geschriebenen Zeilen, sondern auch die von der KI produzierten Verse. Die Aufgabe des Publikums bestand darin, zu entscheiden, welches Gedicht künstlich und welches menschlich erschaffen worden ist. Die Poeten Andi Substanz, Klaus Urban und Theresa Sperling begeisterten die Zuschauer. Im Anschluss an die Veranstaltung konnten Fragen rund um das Thema Künstliche Intelligenz an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gestellt werden. So will die Braunschweiger Institution in ihrem ehrgeizigen Projekt gemeinsam die Möglichkeiten und Grenzen Künstlicher Kreativität ausloten und herausfinden, wer die bessere Lyrik schreibt – Mensch oder Maschine?
Die Deep-Writing-Herausforderung
Für TUNNEL23 war das Projekt eine große Herausforderung. Galt es doch, die KI sprachlich so zu trainieren, dass der Unterschied nicht mehr zu merken ist. Das Deep-Writing-Projekt lehnt sich technisch an das vielfach preisgekrönte “KI Gedicht” an, das TUNNEL23 Anfang 2018 veröffentlicht hat, ist jedoch wesentlich umfangreicher.
In monatelangem Training wurde die Google TensorFlow gestützte KI u.a. mit Texten von Sigmund Freud zum Thema “Angst” und mit SciFi Romanen von Dominik Hans, Laßwitz Kurt, Mader Friedrich Wilhelm, Moszowski Alexander, Renard Maurice und Conan Doyle Arthur zum Thema “Zukunft” trainiert. Über das Thema “Liebe” lernte die Maschine durch die Lektüre der Anthologie Deutscher Liebesbriefe. Die digitale Daten standen uns über das Projekt Gutenberg von Spiegel.de zur Verfügung.
Im Laufe unserer Arbeit sind viele neue deutsche Begriffe entstanden, die uns fasziniert haben. Die Wortkonstruktionen “Angsttanker”, “Freundscheine”, “Schlafzimmerton”, “seelend”, “Lebene”, “Vorsache”, “Schlafstoff” die die Maschine ausgeworfen hat, machen Lust auf mehr.
In seltenen Fällen hat die KI auch bestimmte Namen markiert, in dem sie sie in Versalien in die Textdatei geschrieben hat, so zum Beispiel die Eigennamen “DESDEMONA” und “PANDARUS”.
Pop(p)in´Poetry im Haus der Wissenschaft – das Event
Am 08.06.2019 ließ das Haus der Wissenschaft Braunschweig und Pop(p)in’ Poetry zum ersten Mal Poetry Slammerinnen und Poetry Slammer gegen den Bot, powered by TUNNEL23 antreten. Events in deutschen Großstädten wie Berlin, München, Karlsruhe und Leipzig sind bereits geplant.
Künstliche Intelligenz, das Thema des Wissenschaftsjahres 2019
Künstliche Intelligenz, das ist das Thema des Wissenschaftsjahres 2019 in Deutschland. Intelligente, selbstständig lernende Programme, Maschinen und Roboter spielen schon heute eine wichtige Rolle in vielen Bereichen unseres Lebens. Welche Auswirkungen hat Künstliche Intelligenz auf unser gesellschaftliches Zusammenleben? Welche ethischen Fragen ergeben sich? Wie können die Potenziale intelligenter Systeme genutzt werden? Dies sind Fragen, die uns alle angehen.

Mit dem “Bot or Not” Projekt setzt sich das Haus der Wissenschaft an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft mit dem Thema der Künstlichen Kreativität auseinander: Kann Künstliche Intelligenz kreativ sein? Und was macht den Menschen dann noch zum Menschen?
Wirtschaftliche Einsatzmöglichkeiten – die KI als Goldgrube
Auf den ersten Blick erscheint das Kunstprojekt wirtschaftlich kaum verwertbar.
Auf den zweiten Blick sehr wohl. Eine gut trainierte KI kann heute schon Wetterberichte und Sportnachrichten schreiben. Beginnt sie aber auch frei zu texten, kann sie schneller als jeder Mensch Artikel verfassen. Und das zu verschiedensten Themen wie Liebe, Lifestyle, Ernährung, Gesundheit, Leben, Natur, Wissenschaft. Diese KI ist ein Goldesel für jedes Medienhaus und jeden Publisher. Weitere mögliche Anwendungsbereiche sind z.B. die Datenrecherche, die Erstellung von Geschäftsberichten, die Unterstützung im Kreativprozess oder die Namensfindung für Produkte oder Firmen.
Ist “Künstliche Kreativität” mit der menschlichen vergleichbar?
Im Normalfall müsste man diese Frage mit einem klaren „nein“ beantworten.
Wir bewegen uns hier aber in einem Spannungsfeld – denn wir wissen noch gar nicht, wozu die Maschine fähig ist. Und dass ihre kreativen Werke, dass ihr Output möglicherweise den menschlichen Verstand überfordert. Hier ist noch ganz viel Luft nach oben. Die Lernkurve der KI ist aktuell deutlich steiler als die des Menschen.
Video: Michael Katzlberger – Interview von Johannes Giering, www.j-cuts.de
Künstliche Intelligenz ist eine Basistechnologie, deren Wirkung sich in den nächsten Jahren voll entfalten wird. Es wäre dumm anzunehmen, dass sie nicht auch die Disziplin “Kreativität” mit Bravour meistern kann, auch wenn viele KI-Skeptiker noch daran zweifeln.
Die KI hat eine disruptive Kraft wie keine andere Technologie.
Im Einklang mit den Maschinen
Die KI hat eine disruptive Kraft wie keine andere Technologie. Lassen wir sie walten. Lassen sie uns mit kreativen Maschinen Ideen Ping-Pong spielen. Denn die Kreativität ist das Fundament, auf dem das menschliche Genie aufgebaut ist. Gemeinsam mit intelligenten Maschinen können wir die großen Probleme der Menschheit in einer vernetzten Welt lösen. Und davon gibt es genug.
Pressestimmen
>> Pointer.de
>> 24.6.2019, Leadersnet
>> 24.6.2019, Horizont
>> 17.6.2019, Haus der Wissenschaft
>> 24.6.2019, Update Digital
>> Wissenschaftsjahr.de 2019