25. April 2024
Meilensteine der Künstlichen Intelligenz

Die wichtigsten Meilensteine der Künstlichen Intelligenz

Die Geschichte der Künstlichen Intelligenz, das sind Jahrzehnte voller Höhen und Tiefen. Von überzogenem Optimismus in der 50er Jahren bis hin zum KI-Winter in den 70ern. Wir haben es hier mit einer revolutionären Universaltechnologie zu tun, die gerne mit der Erfindung der Elektrizität verglichen wird. Die Meilensteine der Künstlichen Intelligenz beschreiben den rasanten Wandel, den diese Technologie erlebt.

Die KI gilt als eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit und wird über unsere zukünftige Arbeit- und Lebensweise bestimmen. Intelligente Maschinen werden immer mehr zu unseren Ebenbildern, ihr Verstand übertrifft den menschlichen schon in vielen Bereichen. Hier finden sie eine Übersicht über die historische, evolutionäre Entwicklung der Künstlichen Intelligenz. Die Geschichte der KI von 1943 bis heute.

Meilensteine der Künstlichen Intelligenz

1943 – McColloch und Pitts Neuron
Ein McCulloch-Pitts-Neuron (oder Zelle) ist ein von Warren McCulloch und Walter Pitts vorgeschlagenes Neuronenmodell. Beide wollen ein vereinfachtes Modell realer Vorgänge in neuronalen Strukturen entwerfen, um zu klären, ob das Gehirn die Turing-berechenbaren Funktionen wirklich berechnen kann. Künstliche neuronale Netze aus McCulloch-Pitts-Zellen können ausschließlich binäre Signale verwenden.

1950 – Turing Test
Das britische Mathematikgenie Alan Mathison Turing entwickelt den Turing Test, der bis heute Gültigkeit hat. Mit ihm soll festgestellt werden, ob eine Maschine das Denkvermögen eines Menschen hat.

1956 – Dartmouth Konferenz
Im Sommer 1956 wird die  – von der Rockefeller-Stiftung geförderte –  Dartmouth Conference von John McCarthy, Marvin Minsky, Nathaniel Rochester, und Claude Shannon am Dartmouth College in Hanover, New Hampshire, geplant und durchgeführt. Im Forschungsantrag dazu erscheint erstmals der Begriff „artificial intelligence“. Dartmouth gilt seither als die Geburtsstunde der „Künstlichen Intelligenz“ als akademisches Fachgebiet.

1957 – General Problem Solver
Der General Problem Solver (GPS) ist eine von Herbert A. Simon und Allen Newell ab 1957 entwickelte Software zur Realisierung einer allgemeinen Problemlösungsmethode. In diesen  – letztendlich gescheiterten  –  Ansatz fliessen sowohl kognitionswissenschaftliche Aspekte als auch Methoden zur mathematischen Formalisierung von Problemen und Problemlösen ein. Die Konsequenz: man setzt ab diesem Zeitpunkt auf die Entwicklung von Expertensystemen, die auf einem engeren Wissensgebiet zu besseren Ergebnissen gelangen.

1958 – LISP
Lisp ist eine Familie von Programmiersprachen, die 1958 erstmals spezifiziert wird und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) unter Steve Russell und John McCarthy entsteht. Historisch gesehen gehört Lisp zusammen mit Prolog zu den wichtigsten Programmiersprachen der künstlichen Intelligenz. Es ist nach Fortran die zweitälteste Programmiersprache, die noch verbreitet ist.

1960 – Perzeptron
Das Perzeptron (nach engl. perception, „Wahrnehmung“) ist ein vereinfachtes künstliches neuronales Netz, das 1960 von Frank Rosenblatt, einem amerikanischen Psychologen und Mathematiker vorgestellt wird. Dadurch wird der Computer auf Basis des Prinzips von Versuch und Irrtum lernfähig. Das Perzeptron gilt als Grundstein für neuronale Netzwerke.

1966 – ELIZA Chatbot
Entwicklung des ersten Chatbots der Welt durch Joseph Weizenbaum. Das Programm ELIZA kann verschiedene Gesprächspartner simulieren. Bekannt geworden ist es für die oberflächliche Simulation eines Psychotherapeuten, der die non-direktiven Methoden der klientenzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers verwendet.

1968 – A Space Odyssee, 2001 (2001, Odyssee im Weltraum)
Gründervater der KI, Marvin Minsky beeinflusste auch die Science Fiction. Er beriet Stanley Kubrick bei dem Film 2001: A Space Odyssey mit dem intelligenten Computer HAL 9000. Der Film spiegelt dabei einige (düstere) Vorhersagen von damaligen KI-Forschern wider. Dieser Film gilt als cineastischer Meilenstein der Künstlichen Intelligenz, der viele Technologien-Visonäre bis heute inspiriert.

1969 – Shakey, der erste universelle mobile Roboter
Die KI bleibt weit hinter den hochgesteckten Vorhersagen zurück. Das wird durch Shakey deutlich, der sich nur im Schneckentempo bewegt und auch so agiert. Er ist der erste Roboter, der in der Lage ist, Entscheidungen über sein eigenes Handeln zu treffen, indem er über seine Umgebung reflektiert.

1970 – AI Winter
In den frühen 1970er Jahren ist die KI-Forschung in einer schweren Krise. Millionenbudgets sind ohne nennenswertes Ergebnis verbrannt worden, die KI bleibt stark hinter den Erwartungen zurück. Es hagelt Kritik vom US-Kongress und 1973 gibt der Mathematiker Prof. Sir James Lighthill einen vernichtenden Bericht über den Zustand der KI im Vereinigten Königreich ab. Die Mittel für die Industrie werden gekürzt, der sogenannte „KI-Winter“ hält Einzug.

1972 – MYCIN Expertensystem
Mycin ist ein an der Stanford University in der Programmiersprache Lisp entwickeltes Expertensystem, das zur Diagnose und Therapie von Infektionskrankheiten durch Antibiotika eingesetzt wurde. Es gilt als eines der ersten Expertensysteme.

1972 – PROLOG
Prolog ist eine Programmiersprache, die maßgeblich von dem französischen Informatiker Alain Colmerauer entwickelt wird und ein deklaratives Programmieren ermöglicht. Sie gilt als die wichtigste logische Programmiersprache und spielt eine wichtige Rolle beim Bau von Expertensystemen.

1986 – NETtalk Sprachsynthese
NETtalk ist ein System zur Generierung gesprochener englischer Sprache auf Basis eines vorgegebenen Textes von Terrence J. Sejnowski und Charles Rosenberg. Sie trainieren ein künstliches neuronales Netz zur Sprachsynthese.

1996/ 1997 – IBM „Deep Blue“ besiegt im Schachspiel Weltmeister Garri Kasparow
Kasparow meint danach, in manchen Zügen der Maschine hohe (menschliche) Intelligenz und Kreativität beobachtet zu haben. Ein medial bedeutender Meilenstein in der KI-Forschung.

2002 – Roomba von iRobot 
Das Unternehmen iRobot von Rodney Brooks, einem australischen Informatiker und Kognitionswissenschaftler entwickelt den ersten kommerziell erfolgreichen Roboter für zu Hause – einen autonomen Staubsauger namens Roomba. Trotz relativ einfacher Sensoren und minimaler Rechenleistung ist das Gerät intelligent genug, um ein Haus zuverlässig und effizient zu reinigen. Der Roomba läutet eine neue Ära autonomer Roboter ein, die sich auf bestimmte Aufgaben konzentrieren.

2010 – IBM Watson gewinnt das Jeopardy! Quiz
Jeopardy! ist eine aus den USA stammende Fernseh-Quizshow. IBM Watson gewinnt gegen seine menschlichen Gegenspieler Ken Jennings und Brad Rutter. Den Teilnehmern werden dabei Antworten aus verschiedenen Kategorien präsentiert. Ihre Aufgabe ist es, schneller als ihre Mitspieler eine passende Frage auf die vorgegebene Antwort zu formulieren.

2011 – Siri kommt auf den Markt
Siri ist eine Software von Apple, die der Erkennung und Verarbeitung von natürlich gesprochener Sprache dient und so Funktionen eines persönlichen Assistenten erfüllen soll. Ein wichtiger Meilenstein in der KI-Forschung, da der digitale Assistent in den Vordergrund tritt und massentauglich wird.

2014 – Entwicklung der GANs
Der amerikanische Informatiker Ian Goodfellow stellt die Technologie erstmals vor. GANs (Generative Adversarial Networks ) sind eine Gruppe von Algorithmen für unüberwachtes Lernen, die auch für kreative Anwendungen eingesetzt werden können. Sie werden unter anderem zur Erstellung photorealistischer Bilder, zur Modellierung von Bewegungsmustern in Videos,  zur Erstellung von 3D-Modellen von Objekten aus 2D-Bildern und zur Bildbearbeitung astronomischer Bilder verwendet.

2016 – Amazon Echo wird gelauncht
Amazon Echo, auch „Alexa“ genannt,  ist ein Smart Speaker und sprachgesteuerter persönlicher Assistent, der auf diverse herstellereigene Dienste sowie Dienste von Drittanbietern zugreift. Die KI hält Einzug ins Wohnzimmer.

2016 – „Alpha Go“ gewinnt gegen Go Champion Lee Sedol
Alpha Go wird von der britischen Firma Google DeepMind ausschließlich für das Brettspiel Go entwickelt. Es ist das erste Programm, das unter Turnierbedingungen ohne Vorgabe (Handicap) auf einem 19×19-Brett einen professionellen Go-Spieler schlagen kann. Ein medial sehr wirksamer Meilenstein der Künstlichen Intelligenz.

2017 – Open AI besiegt Profispieler in Dota 2
Die künstliche Intelligenz der Firma OpenAI besiegt bei einem hochdotierten Turnier des Computerspiels Dota 2 einige der weltbesten Profispieler auf diesem Gebiet (u.a. Profispieler Danylo „Dendi“ Ishutin) im eins zu eins Modus.

2017 – KI „Libratus“ gewinnt im Pokerspiel
Die Poker-KI der Carnegie Mellon-Universität mit der Fähigkeit zu bluffen gewinnt 1,7 Mio Dollar im Rivers Casino in Pittsburgh gegen Profispieler.

2018 – Google „Duplex“ ruft Friseur an
Google stellt auf der Entwicklerkonferenz sein System „Duplex“ vor. Dabei führte die KI einen Anruf u.a. bei einem Friseursalon durch, um eine Terminvereinbarung vorzunehmen. Das System funktioniert bislang nur in englischer Sprache.

Michael Katzlberger

Michael Katzlberger widmet sich mit Leidenschaft dem Thema Künstliche Intelligenz in der Kreativindustrie, berät Unternehmen und gibt sein Wissen in Seminaren, Lehrveranstaltungen und Gastvorträgen im In- und Ausland weiter. Sein Schwerpunkt liegt hierbei darauf, das Thema KI zu entmystifizieren, um es EPUs, KMUs und der breiteren Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. 2022 gründete er 3LIOT.ai, eine hybride Kreativagentur aus Mensch und KI. Das Ziel: Die Grenzen menschlicher Kreativität zu erweitern.

Alle Beiträge ansehen von Michael Katzlberger →