11. Dezember 2023
ELIZA, der erste Chatbot von Joseph Weizenbaum

ELIZA, der erste Chatbot der Welt

ELIZA gilt als der erste Chatbot in der Geschichte der Informatik. Das Programm von Joseph Weizenbaum zielte darauf ab, die Benutzer zu täuschen, indem es sie glauben ließ, dass sie ein Gespräch mit einem echten Menschen führten. 

Die faszinierende Geschichte der Chatbots begann bereits in den 50er Jahren. Der britische Informatikpionier Alan Turing veröffentlichte 1950 seinen viel beachteten Artikel “Computing Machinery and Intelligence” im Journal “Mind”. Der Grundgedanke, der seinen Arbeiten und Forschungen zu Grunde liegt war, dass auch Maschinen denken und Intelligenz entwickeln können. Turing ist auch Begründer des nach ihm benannten Turing Tests.

Alan Turings Arbeit als Inspirationsquelle
Die Arbeit von Alan Turing wurde von Joseph Weizenbaum, dem deutschen Informatiker und Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), mit großem Interesse verfolgt. Weizenbaum war nicht nur Informatiker, sondern auch Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker. Er betonte immer wieder, dass die eigentliche Kontrolle und Entscheidungsgewalt immer in menschlicher Hand bleiben müsse, auch wenn künstliche intelligente Systeme (KIs) als Hilfsmittel zur Informationsbeschaffung herangezogen werden.

ELIZA ahmt Psychotherapeuten nach
Den Namen des 1966 in der Programmiersprache MAD-SLIP geschriebenen Programms, “ELIZA” wählte Weizenbaum in Anlehnung an das Schauspiel Pygmalion von George Bernard Shaw. Bekannt geworden ist ELIZA für die oberflächliche Simulation, also das Nachahmen eines Psychotherapeuten. Dieser stellt offene Fragen und wendet die non-direktiven Methoden der personenzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers an.

ELIZA zielte darauf ab, die Benutzer zu täuschen, indem es sie glauben ließ, dass sie ein Gespräch mit einem echten Menschen führten.

ELIZA verwendet dabei ein strukturiertes Wörterbuch. Der vom Benutzer eingegebene Satz wird durchsucht, ob er ein Wort enthält das im Wörterbuch vorhanden ist. Von diesem Wort ausgehend wird nach Synonymen, meist aber nach Oberbegriffen gesucht. Das Chat-Programm enthält weiters eine Sammlung von Phrasen zu verschiedenen Themengebieten, häufig offene Fragen oder Aufforderungen. Hier ein Beispiel:

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Benutzer:
„Ich habe ein Problem mit meiner Mutter.“
ELIZA: „Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie!“

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In diesem Fall hat das Programm die im Wörterbuch festgelegte Zuordnung Mutter zu dessen Oberbegriff Familie umgesetzt. Und dazu eine Phrase zum Themenkomplex Familie herausgesucht. Wenn das ELIZA Programm kein Wort findet, mit dem es etwas anfangen kann, antwortet es mit allgemeinen Ausweichphrasen. Diese sind z. B. „Das habe ich noch nicht verstanden, können Sie mir das erklären.“


Der Begriff “Chatbot”
Erst im Jahre 1994 wurde der Begriff “ChatterBot” von Michael Mauldin geprägt, der diese Art von Dialogprogramm als Erster beschrieb. Weitere bekannte Chatbots von damals waren PARRY (1972) und RACTER (1983).

 

ELIZA war erst der Anfang
Obwohl die Erfindung des ELIZA Chatbots bereits auf das Jahr 1966 zurückgeht, hat sie in der Welt der Technik erst heute Anerkennung gefunden. Chatbots befinden sich immer noch in der Anfangsphase, aber die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz werden der Entwicklung einen starken Schub verleihen. Die Machtdemonstration von Google (Google Duplex) und die Erfolge von Alexa, dem Sprachassistenten von Amazon beflügeln Entwickler, Kreative und interessierte Anwender über alle Branchen hinweg.

*) Referenzen:
[1]  Joseph Weizenbaum, “ELIZA – A Computer Program For the Study of Natural Language Communication Between Man and Machine”

Michael Katzlberger

Michael Katzlberger widmet sich mit Leidenschaft dem Thema Künstliche Intelligenz in der Kreativindustrie, berät Unternehmen und gibt sein Wissen in Seminaren, Lehrveranstaltungen und Gastvorträgen im In- und Ausland weiter. Sein Schwerpunkt liegt hierbei darauf, das Thema KI zu entmystifizieren, um es EPUs, KMUs und der breiteren Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. 2022 gründete er 3LIOT.ai, eine hybride Kreativagentur aus Mensch und KI. Das Ziel: Die Grenzen menschlicher Kreativität zu erweitern.

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