5. Juni 2023
KI Moderatorin Kim von MBN Südkorea

KI NachrichtensprecherInnen als Zukunftsmodell

Sind KI NachrichtensprecherInnen ein Zukunftsmodell? Erleben wir hier die Geburt neuer, virtueller Medienstars? Der Kabelsender MBN war im November 2020 der erste Sender in Südkorea, der die Nachrichten mit einer künstlichen Moderatorin berichtete.  Die KI-Moderatorin, die der Nachrichtensprecherin Kim Ju-ha nachempfunden ist, berichtet seit dem 6. November in den “MBN News” des Senders.

Die KI-Kim ist mit der echten Kim fast identisch, und das sowohl in ihrem Aussehen als auch im Klang ihrer Stimme. Sie ahmt sogar kleine Gesten nach, die denen von Kim ähneln, wie z. B. das Herumfummeln mit einem Stift in ihrer Hand während der Berichterstattung.

Die KI lernt hier in mehreren Teilschritten

Mit ihrem menschenähnlichen Aussehen und ihrer Intelligenz können KI-SprecherInnen auf jedes Gespräch mit der Mimik und Gestik eines echten Menschen reagieren. Das Training der KI-Person passiert in mehreren Teilschritten.

Videosynthese
Künstliche Intelligenz studiert die menschliche Mimik anhand von bestehenden Videoaufnahmen, um wie ein echter Mensch kommunizieren zu können:

  1. KI lernt aktiv die menschliche Mimik aus unbearbeitetem Videomaterial
  2. KI ahmt die menschliche Stimme nach, indem sie Gesten mit eingegebener Sprache oder Dialogen abgleicht

Sprachsynthese
Sobald die künstliche Intelligenz anhand von Sprachaufnahmen sprechen lernt, kann sie sich wie ein echter Mensch artikulieren:

  1. Durch Sprachsynthese lernt die KI anhand von bestehenden Audioaufnahmen, mit bestimmten Tönen und Akzenten zu sprechen
  2. Die KI verwendet gelernte Töne und Akzente, um sich an verschiedene Situationen anzupassen, z. B. an Nachrichten- oder Sportsendungen, tägliche Gespräche und vieles mehr.

“Ich wurde durch Deep Learning aus 10 Stunden Videomaterial von Kim Ju-ha erstellt, wobei ich die Details ihrer Stimme, die Art, wie sie spricht, ihre Mimik, die Art, wie sich ihre Lippen bewegen, und die Art, wie sie ihren Körper bewegt, gelernt habe”, so KI Kim.

Gemischte Gefühle unter den Zusehern

Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich: Einige lobten die starke Ähnlichkeit der KI-Moderatorin mit Kim, andere reagierten irritiert. Während einer Sendung am 6. November unterhielt sich die KI-Kim in einem bemerkenswerten TV-Auftritt sogar mit der echten Kim, um ihre Stimmlage zu vergleichen. KI Kim wurde gemeinsam von MBN und der KI-Produktionsfirma Money Brain entwickelt und ist in der Lage, 1000 Wörter pro Minute zu imitieren.

“Durch den Einsatz von KI-Moderatoren sind wir in der Lage, schnell auf Naturkatastrophen und andere Notfälle zu reagieren und sogar den ganzen Tag über zu berichten”, erklärte MBN und verwies auf die Vorteile, die sich aus der Senkung der Arbeits- und Produktionskosten ergeben.

KI NachrichtensprecherInnen als Zukunftsmodell – Berichterstattung, 24/7

KI Kim mag die erste ihrer Art in Korea sein, aber sie ist nicht die erste der Welt. Im Februar 2018 veröffentlichte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua ein Video der “weltweit ersten weiblichen KI-Nachrichtensprecherin” namens Xin Xiaomeng, die einer bestehenden Nachrichtensprecherin des Unternehmens nachempfunden wurde. Später zog man mit einem männlichen, auch englisch sprechenden KI-Nachrichtensprecher nach.

 

Uncanny Valley

Es ist unwahrscheinlich, dass KI-Avatare echte Menschen in der Medienbranche vollständig ersetzen werden, da das so genannte “uncanny valley” und das menschliche Verlangen nach dem Echten nach wie vor eine große Rolle spielen. Der Begriff “Uncanny Valley” beschreibt das Phänomen, dass Menschen etwas bevorzugen, das ihrem Aussehen ähnelt – wie z. B. Puppen, Roboter oder Zeichentrickfiguren, sich aber davon abgestoßen fühlen, wenn diese zu menschenähnlich werden.

KI Kim wirkt in jedem Fall sensationell echt und ebnet den Weg für weitere Projekte. KI NachrichtensprecherInnen als Zukunftsmodell? Wir denken, das könnte funktionieren.

Michael Katzlberger

Michael Katzlberger widmet sich mit Leidenschaft dem Thema Künstliche Intelligenz in der Kreativindustrie, berät Unternehmen und gibt sein Wissen in Seminaren, Lehrveranstaltungen und Gastvorträgen im In- und Ausland weiter. Sein Schwerpunkt liegt hierbei darauf, das Thema KI zu entmystifizieren, um es EPUs, KMUs und der breiteren Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. 2022 gründete er 3LIOT.ai, eine hybride Kreativagentur aus Mensch und KI. Das Ziel: Die Grenzen menschlicher Kreativität zu erweitern.

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