23. April 2024
Sonifizierung - wenn aus Daten Musik wird

Daten hörbar machen

TwoTone ist eine Software von Datavized Technologies, die die sogenannte „Sonifikation“ anwendet, also Daten „hörbar“ macht. Das Programm bietet dem User die Möglichkeit, eigene Kompositionen, z.B auf Basis einer Excel Datei, ohne musikalische oder technische Vorkenntnisse zu erstellen. Tow Tone wurde mit Unterstützung der Google News Initiative entwickelt. 

Sonifikation oder „Verklanglichung“ ist ein Begriff für die Darstellung von Daten in Klängen und stellt damit eine akustische Form der Anschauung dar. Sie hilft dabei, über das Hören Strukturen zu erfassen. Ein bekannter Anwendungsfall ist z.B. das Sonargerät oder der Geigerzähler. Im Falle von TwoTone geht es um die kompositorische Bearbeitung der Daten.

Daten hörbar machen - Sonar als Beispiel für Sonifikation
Das Sonargerät als Beispiel für Sonifikation. Mittels ausgesandter Schallimpulse ortet es Gegenstände im Raum und unter Wasser

Wie funktioniert TwoTone?
Für die Umwandlung von Zahlenwerten in Audio verwendet TwoTone eine Musikskala, wobei höhere Werte höheren Tonhöhen entsprechen. In der benutzerfreundlichen Web-App können Sie entweder Ihren eigenen Datensatz wählen oder einen der verfügbaren Standarddatensätze verwenden. TwoTone akzeptiert dabei jede Form von tabellarischen Daten wie .xls, .xlsx, .csv, .ods. , bei maximal 20 MB und 2000 Zeilen Daten, die per Drag and Drop eingefügt werden können. So können sie Daten hörbar machen.

In meinem Beispiel habe ich den Datensatz „Reisegewohnheiten der Österreicher“ verwendet, den die Statistik Austria auf ihrer Website als Excel Tabelle zur Verfügung stellt.

Aus Daten wird Musik
Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Ergebnisse der Mikrozensus-Sonderprogramme (1969 – 2002) und aus den quartalsweisen Stichprobenerhebungen zu den Urlaubs- und Geschäftsreisen (2003 – 2018). Erstellt am 26.04.2019. – 1) Die Daten betreffen nur Haupturlaubsreisen (Urlaubsreisen mit mind. 4 Nächtigungen).

Mit Daten Geschichten erzählen
TwoTone unterstützt nur eine Datenquelle pro Audiospur,  was bei einer klassischen musikalischen Skala natürlich Sinn macht. Man kann aber auch mehrere „Spuren“ hinzufügen, um weitere Daten einspielen zu können. So kann man z.B. statistische Korrelationen in Musik umsetzen. In meinem Beispiel habe ich die Daten von 1993 und 2018 gegenübergestellt. 1993 bekam einen Piano-Sound, 2018 ein Glockenspiel.

 

Daten können dabei mit bis zu 12 Instrumenten dargestellt werden. Zusätzlich kann man den Daten Stimmen hinzufügen und als Voice Over über die Tracks legen. Hierfür wird das Google WaveNet Stimmenmodul genutzt, mit der wir bei TUNNEL23 bereits Projekte realisiert haben. Auf diese Weise kann man buchstäblich eine „Geschichte“ mit den Daten erzählen und Einblicke und Bedeutungen aus den Daten an mehrere Zielgruppen weitergeben.

Nach Fertigstellung kann man  die Audiospur in alle gängigen Formaten exportieren, das sind MP3 oder Waveform (PCM). Die Exportmöglichkeiten für MP3-Bitraten sind 64 kbps, 128 kbps, 192 kbps und 320 kbps.

Die Wiener Kreativagentur TUNNEL23 nutzt Creative Data
In einem aktuellen Projekt für Kunden und Geschäftspartner nutzt TUNNEL23 die Technologie der Sonifizierung, um ein Weihnachtslied zu erstellen. Jeder trug dazu bei, denn der Song wurde aus Daten der gemeinsamen Zusammenarbeit generiert.

Merry Bitmas – aus Creative Data wird Musik

Dazu suchte das Kreativteam sämtliche Aufzeichnungen zu Projekten aus dem Jahr 2019 zusammen, wie Arbeitsstunden, Kaffeekonsum, Kundentermine, u.a.. Diese Informationen bereitete das Team in 8 Datensätzen auf und wandelte sie mithilfe von Sonifizierung in Töne um. So erhielten sie für jede Kategorie eine Tonspur, die übereinander gelegt das Weihnachtslied „Merry Bitmas“ ergab. Mehr Infos zum Creative Data Weihnachtsprojekt der besonderen Art finden sie hier. 

TwoTone jetzt ausprobieren
Wenn sie jetzt auf den Geschmack gekommen sind und sich kreativ austoben wollen, können sie die Software unter  twotone.io ausprobieren. Der Quellcode ist auf github verfügbar.

Michael Katzlberger

Michael Katzlberger widmet sich mit Leidenschaft dem Thema Künstliche Intelligenz in der Kreativindustrie, berät Unternehmen und gibt sein Wissen in Seminaren, Lehrveranstaltungen und Gastvorträgen im In- und Ausland weiter. Sein Schwerpunkt liegt hierbei darauf, das Thema KI zu entmystifizieren, um es EPUs, KMUs und der breiteren Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen. 2022 gründete er 3LIOT.ai, eine hybride Kreativagentur aus Mensch und KI. Das Ziel: Die Grenzen menschlicher Kreativität zu erweitern.

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