Am Freitag, 29.6.2018 hat SpaceX erfolgreich eine recycelte Falcon 9-Rakete von Cape Canaveral, Florida ins All geschickt, die rund 2700 Kg Fracht zur ISS transportiert. Neben Kaffee und anderem Zubehör enthält die CRS-15 Dragon-Kapsel auch CIMON, den ersten interaktiven Flugbegleiter, der an einer ISS-Mission teilnimmt.
CIMON steht für “Crew Interactive MObile companioN” und soll die Crew im ISS Columbus Modul als fliegendes Gehirn bei ihren zahlreichen Aktivitäten im All unterstützen. Er hat einen Durchmesser von 32 cm und wiegt 5 Kg. Sein robotisches Vorbild war laut DLR (Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt) das “fliegende Gehirn” aus der 80er Jahre Zeichentrickserie “Captain Future”.
Der Roboter hat die Form einer Kugel mit abgeflachter Oberfläche. Er hat keine scharfen Kanten und stellt somit keine Gefahr für Besatzung oder Ausrüstung auf der ISS dar. Ziel dieses Pilotprojekts ist es, herauszufinden, ob ein künstlich intelligenter Roboter die Effizienz und Moral der Besatzung auf längeren Missionen verbessern kann. CIMON hat keine Arme oder Beine, kann also keine körperlichen Aufgaben übernehmen, verfügt aber über eine visuelle und sprachliche Benutzeroberfläche, die es den Besatzungsmitgliedern ermöglicht, mit ihm verbal zu kommunizieren. Der Bot, der den Astronauten Arbeit abnehmen soll kann beispielsweise Reparaturanweisungen auf seinem Bildschirm anzeigen und sogar nach Objekten in der ISS suchen.

CIMON wurde von Airbus im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gebaut und hat rund 6 Mio Euro gekostet. Ein rund 50-köpfiges Projektteam von DLR, Airbus, IBM und der LMU arbeitete seit August 2016 an seiner Realisierung. Die KI hat 12 interne Lüfter, die es dem Roboter erlauben, sich auf der Station im Columbus Modul in alle Richtungen zu bewegen. Das KI-Sprachmodul von CIMON wird auf Englisch gesteuert und ist an die IBM Watson-Technologie angelehnt.
Das Pilotprojekt wird vom Deutschen DLR-Astronauten Alexander Gerst geleitet, der vor etwa einem Monat auf der ISS angekommen ist und soll diesen bei diversen Experimenten unterstützen. IBM hat die KI von CIMON mit Gersts Stimme trainiert, die aktuelle Version des Roboters reagiert gezielt auf seine Befehle. Im Allgemeinen sollte der Bot Aufgaben auf der ISS beschleunigen, die praktische Arbeit erfordern und den Astronauten das Leben erleichtern. CIMON dient sowohl als komplexe Datenbank mit allen notwendigen Informationen für Arbeiten auf der Raumstation, kann aber zeitgleich auch als mobile Kamera für Dokumentationszwecke eingesetzt werden.
CIMON wird an Bord der ISS bleiben solange er sich bewährt und sich im Laufe seines Aufenthalts verbessern, da es Software-Updates über IBMs Cloudservice erhält.
“Life is 10 percent what happens to you. And 90 percent how you react to it.” CIMON, AI Astronaut
Im Gegensatz zu HAL aus dem SciFi Klassiker Odyssee im Weltraum wurde CIMON mit einer ISTJ-Persönlichkeit programmiert, was soviel wie “introvertiert, fühlend, denkend und urteilend” bedeutet. Die psychologischen Aspekte des Assistenzsystems wurden von Wissenschaftlern des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mitentwickelt. CIMON hat ein Gesicht und kann mittels Sentiment Analyse Gefühle analysieren und darstellen. CIMON lächelt, wenn die Stimmung gut ist und runzelt die Stirn oder weint, wenn die die Crew traurig ist. Angeblich kann er sogar aus berühmten Sci-Fi-Filme wie E.T. zitieren.
Header-Bild: DLR