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Auktionshaus Christie’s versteigert AI Kunstwerk

Photo: Obvious and Christie´s

Photo: Obvious and Christie´s

Das Auktionshaus Christie’s wird Ende Oktober zum ersten Mal in seiner 252-jährigen Geschichte ein AI Kunstwerk versteigern. 

Das vom französischen Kunstkollektiv Obvious geschaffene „Portrait of Edmond de Belamy“ ist Teil einer Reihe von Gemälden der fiktiven Belamy-Familie, die unter Zuhilfenahme eines Algorithmus entstanden sind. Das Porträt zeigt einen kräftigen Gentleman, möglicherweise Franzosen und – nach seinem dunklen Gehrock und schlichten weißen Kragen zu urteilen – einen Mann der Kirche. Die Arbeit erscheint jedoch unvollendet: Die Gesichtszüge sind etwas undeutlich, der Weißraum erscheint etwas unmotiviert. Seltsamerweise ist die gesamte Komposition leicht nach links oben verschoben.

„Edmond De Belamy“; Quelle: Obvious und Christie’s

Die Belamy-Porträts sind im semi-realistischen Stil gemalt, in der rechten unteren Ecke der Leinwände wird die Signatur des Künstlers durch eine mathematische Gleichung ersetzt, eine Anspielung auf den nicht-menschlichen Autor des Werkes, den Algorithmus:

Von GAN kreiertes Werk

Das Portrait wurde durch Zuhilfenahme einer künstliche Intelligenz geschaffen, genauer gesagt von einem GAN (Generative Adversarial Network) kreiert. Das GAN besteht aus zwei Teilen: dem Generator, der Bilder auf der Grundlage eines Datensatzes von 15.000 Porträts aus dem 14. bis 20. Jahrhundert produzierte, und dem Discriminator, der versucht, künstliche und KI-generierte Werke zu unterscheiden. „Das Ziel ist es, den Diskriminator zu täuschen, dass die neuen Bilder echte Porträts sind“, sagt Caselles-Dupré. „Dann haben wir ein Ergebnis.“

KI Forscher und Kunstkritiker beschäftigen sich aktuell immer noch mit der grundlegenden Frage, ob die von ihren Netzwerken produzierten Bilder überhaupt als Kunst bezeichnet werden können. Skeptiker der neuen Technologie bezweifeln nach wie vor, dass Maschinen Kunst produzieren können, da kreatives Schaffen als eine einzigartige menschliche Aktivität angesehen wird. Eine Möglichkeit wäre eine Art „visuellen Turing-Test“ durchzuführen, also die kreativen Werke der Algorithmen menschlichen Bewertern zu zeigen und zu fragen, ob sie den Unterschied erkennen können.

KI ist nur eine von mehreren Technologien, die sich auf den Kunstmarkt der Zukunft auswirken werden – obwohl es noch viel zu früh ist, um vorherzusagen, was diese Veränderungen sein könnten. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich diese Revolution entwickelt. (Richard Lloyd, Christie´s)

„Letztenendes ist es doch ein Portrait“, meint Christie’s Spezialist Richard Lloyd, der den Verkauf organisiert. „Es wurde vielleicht nicht von einem Mann mit gepuderter Perücke gemalt, aber es ist genau die Art von Kunstwerk, die wir seit 250 Jahren verkaufen.“

Hat eine Maschine Rechte?

Und doch wirft das AI Werk viele Fragen auf: Wenn ein KI-Forscher einen Algorithmus entwirft und ausführt, wer ist dann der wahre Schöpfer des Endprodukts: der menschliche Künstler oder die Maschine? Hat die Maschine Rechte? Wenn Roboter Kunst schaffen können, wo bleiben dann die Menschen?

Ob der Kunstmarkt in der Versteigerung von AI-generierter Kunst eine Zukunft sieht wird sich weisen.  „Edmond de Belamy“ wird vom 23. bis 25. Oktober bei Christie´s angeboten. Das Porträt wird auf einen Verkaufspreis zwischen 7.000 und 10.000 US-Dollar geschätzt. Obvious möchte den Erlös der Auktion für die Weiterentwicklung seines Algorithmus nutzen.

 

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